Anti-Prism-Party – 4. Staffel
Mit dem Ziel, Menschen über IT-Sicherheit und Datenschutz zu informieren, fand am 29.04.2016 bereits zum vierten Mal die Anti-Prism-Party im ZKM in Karlsruhe statt. Wir haben unsere Kollegin und Nicht-Informatikerin Kerstin Fröhlich vorbeigeschickt – ein Erfahrungsbericht:
Als Kommunikations-Studentin in den Mittzwanzigern kann ich vielleicht nicht direkt behaupten, viel von der Materie der „IT-Sicherheit“ oder dem „Datenschutz“ zu verstehen. Allerdings bin ich durchaus an den neusten Technik-Spielereien und dem großen Themenfeld der Digitalisierung interessiert. Als sich mir am 29. April 2016 relativ spontan die Gelegenheit bot, einmal bei der diesjährigen Anti-Prism-Party in Karlsruhe vorbeizuschauen, konnte ich eigentlich nicht nein sagen – gesagt, getan:
Am frühen Freitagabend luden gleich mehrere Veranstalter in die Räumlichkeiten des ZKM in Karlsruhe ein. Darunter die Karlsruher Sicherheitsinitiative KA-IT-Si, das CyberForum e.V. sowie das Kompetenzzentrum für angewandte Sicherheitstechnologie (KASTEL). Schon im Vorfeld liefen mir sowohl einige Plakate mit dem Slogan „The Neverending Story“ als auch Schülergruppen über den Weg, die auf der Durchreise zum Zentrum für Kunst und Medientechnologie waren. Nachdem ich das Programm überflogen hatte, gingen mir bereits einige Fragen durch den Kopf: Warum muss ich denn eigentlich meine Daten schützen? Warum werden meine Daten überhaupt gesammelt? Und wie nimmt Datenspeicherung eigentlich auf mein eigenes Leben Einfluss? In der Hoffnung ein paar Antworten zu bekommen, steuerte also auch ich die mittlerweile vierte Anti-Prism-Party in Karlsruhe an.
Datenschutz-Aktivist Malte Spitz mit seinem neuen Spielzeug, der "Spionage-Barbie".
Angekommen am Ort des Geschehens, entdeckte ich gleich im Foyer den Bereich mit insgesamt acht Expertentischen, welche die Besucher zu verschiedenen Themen aus den Feldern IT-Sicherheit und Datenschutz aufklärten. Von sicherem E-Mail-Versand über „Kinder im Netz“, bis hin zur Frage „Wie sicher ist Ihr Android-Smartphone?“ wurde ein breites Spektrum an Informationen angeboten. Auch die KIT-Fakultät für Informatik war auf der Anti-Prism-Party vertreten: KASTEL-Mitarbeiter Bernhard Löwe hielt insgesamt drei interaktive Workshops zum Thema „E-Mail-Verschlüsselung“. Wer seinen Laptop dabei hatte, konnte sich danach also schon ein bisschen „sicherer“ fühlen. Mitten im Getümmel lernte ich bei einem Plausch Prof. Bernhard Esslinger von der Universität Siegen kennen. Er zeigte mir einiges über das Open-Source-Projekt „CrypTool“, das sich mit dem einfachen und spielerischen Zugang zu Verschlüsselungstechniken beschäftigt. Bevor die Publikumsdiskussion „Auslaufmodell Datenschutz?“ im Medientheater anfing, konnte ich noch das Spiel „Zahlenhai“ bewundern, bei dem man versuchen musste, rechnerisch gegen einen Computer-Hai zu gewinnen.
Das Krypto-Spiel "Zahlenhai".
Ein Highlight des Abends stellte der verblüffende Impulsvortrag von Malte Spitz, seines Zeichens „Autor, Aktivist, Datenschutzberater und Politiker“ dar. Er beleuchtete die „Datensammlung“ durch verschiedene Institutionen anhand einiger Beispiele auf sehr unterhaltsame Weise. Es bot sich ein erschreckendes Bild, als mir ersichtlich wurde, welche und vor allem wie viele (!) persönliche Daten in die Hände Anderer gelangen und für welche Zwecke diese ausgewertet werden können. Nach dem Statement „Der Umgang mit unseren Daten wird entscheidend sein für unsere Selbstbestimmung, unsere Demokratie und unseren Wohlstand“, war nun das Publikum an der Reihe, Fragen an die Talkrunde zu stellen. Neben Malte Spitz beantworteten auch Dirk Fox (Geschäftsführer von „secorvo“) und Prof. Jörn Müller-Quade (Forschungsgruppe für IT-Sicherheit am KIT) Fragen der Besucher und diskutierten interessante Aspekte aus ihren verschiedenen Blickrichtungen.
Die Publikumsdiskussion mit Dirk Fox (links), Prof. Jörn Müller-Quade (Mitte) und Malte Spitz (rechts).
Mein Fazit des Abends: Vor allem für Laien und Technikaffine bot die Anti-Prism-Party viele Anregungen und „Spotlights“, um die eigene Mediennutzung einmal zu überdenken und vielleicht in Zukunft ein paar Einstellungen wahrzunehmen, um nicht jede Information über sich im Netz preiszugeben oder für Profitschläger zugänglich zu machen. Leider gibt es noch immer keine Lösung im Bereich Datenschutz, die alle zufriedenstellt – bis dahin bleibt es wohl eine „Neverending Story“.