Begriffe wie Informatik, Software-Entwicklung oder IT sind aus unserem Alltag nicht mehr weg zu denken. Anfang der 70er Jahre war das aber noch ganz anders. Informatiker waren oft Pioniere, die sich in ein neues Forschungsfeld begeben haben und ausgebildete Informatiker mussten bei der Bewerbung um einen Arbeitsplatz erst einmal ihr Studienfach erklären. Dennoch wurde am 01. Oktober 1972 an der damaligen Universität Karlsruhe Deutschlands erste Fakultät für Informatik gegründet.
Die Forschungsinstitute der Fakultät präsentierten ihre Vielfalt
Aus diesem Anlass feierte die Fakultät für Informatik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) am 12. und 13. Oktober ihren 40. Geburtstag und lud dazu viele Ehrengäste, ihre Studenten und Mitarbeiter sowie alle technikinteressierten Menschen auf den Campus des KIT ein. An beiden Tagen präsentierten die neun Institute der Fakultät rund um den Audimax ihre zukunftsweisende Forschung. Auch Institutionen, mit denen die Fakultät eng zusammenarbeitet, wie das Forschungszentrum Informatik (FZI) und das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) zeigten ihre Forschungsfelder. Zu sehen gab es anschauliche Demonstrationen und Modelle aus der breitgefächerten Informatikforschung der Fakultät. Daneben konnten auch Führungen besucht werden, die Einblicke in die Informatiklabore der Institute gaben. Hier gab es die Möglichkeit größere und komplizierte Demonstratoren wie den humanoiden Roboter ARMAR III, verschiedene Industrieroboter oder die Großrechenanlagen des Steinbuch Centre for Computing (SCC) in Aktion zu begutachten.
Alle neun Institute der Fakultät sowie die kooperierenden Institutionen zeigten aktuelle Forschungsfelder
Festakt blickt auf die vergangenen und künftigen Jahre der Fakultät
Das Programm des ersten Festtages rundete ein offizieller Festakt ab. Knapp 300 geladene Gäste verfolgten eine Reise durch die vergangenen 40 Jahre.
Neben vielfältigen Forschungsbereichen haben sich in den vergangenen 40 Jahren natürlich auch diverse Klischees für die Informatik entwickelt.
Auf diese ging KIT-Präsident Eberhadt Umbach in seinem Grußwort ein. Er hielt dabei aber auch fest, dass die Informatik nicht nur aus Geeks und Nerds bestehe, sondern in den bewegten 40 Jahren ihres Daseins sehr viel für das KIT und für unsere heutige IT-Gesellschaft geleistet habe.
KIT-Präsident Eberhardt Umbach über die Rolle der Informatikforschung
Die 60er und frühen 70er Jahre waren für die Informatik eine Pionierzeit. Es galt ein Forschungsfeld zu entwickeln, das noch in den Kinderschuhen steckte und dabei gab es Pioniere in den verschiedensten Bereichen. Einer davon war Jochen Dietrich. Nachdem er mit einem Studium der Mathematik begonnen hatte, wechselte er über ein Auslandssemester in Frankreich zum neu gegründeten Diplomstudiengang Informatik an der Universität Karlsruhe. Noch vor der Fakultätsgründung bekam er sein Diplom vom Institut für Informatik verliehen und musste sich und seine Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt zunächst beweisen. Diese Pionierzeit war auch der Bestandteil der Festreden des ersten Informatikprofessors Gerhard Goos und des ersten Dekans der Fakultät Detlef Schmid. Sie zeigten auf, dass die Gründung der Fakultät zunächst einmal viele Fragen und Probleme mit sich brachte, deren Lösung aber ein immenses Potential bot.
Was die Fakultät heute und in Zukunft zu bieten hat, das berichteten Professor Rüdiger Dillmann als Sprecher des Schwerpunktes Anthropomatik und Robotik, Professor Hartmut Schmeck, Sprecher des KIT-Schwerpunktes COMMputation, sowie Professor Thomas Dreier vom Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaften (ZAR). In den heutigen Schwerpunkten und Forschungsbereichen konnte man so die Entwicklung dieses Potentials erkennen.
Mit dem wissenschaftlichen Gastvortrag „SuperMUC: Wissenschaftliches Höchstleistungsrechnen mit energieeffizientem Betrieb“ rundete Professor Arndt Bode von der Technischen Universität München den Festakt ab. Im Anschluss konnten sich die Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik bei einem gemeinsamen Empfang austauschen.
Schwungvolle Absolventenverabschiedung am 13. Oktober
Am zweiten Tag der Jubiläumsfeier öffnete die Fakultät ihre Tore für alle Technik- und Informatikinteressierten. Neben der Ausstellung im Foyer des Audimax und den Führungen durch Institute und Labore brachten zwei Familien-Vorlesungen den Kleinen und Großen Informatik-Inhalte näher. Christian Henrich und Daniel Kraschewski vom Institut für Kryptographie und Sicherheit zeigten, wie moderne Verschlüsselung funktioniert, wie man viele Geheimschriften knacken kann und wie man mit Kryptographie noch andere erstaunliche Dinge tun kann, die auf den ersten Blick unmöglich scheinen. Fabian Hartmann vom Institut für Telematik erklärte den Kindern und ihren Eltern, wie Kommunikation über soziale Netzwerke im Internet funktioniert, was daran kritisch zu sehen ist, und an welchen Lösungsansätzen das Institut für Telematik arbeitet. Im Anschluss hatten Schüler und Studieninteressierte die Möglichkeit, sich in Vorträgen der Fachschaften über das Studium der Informatik und der Informationswirtschaft zu informieren und sich direkt mit Studierenden auszutauschen. Kinder konnten durch die Palladio-Brücke, die mit Holzbausteinen möglichst stabil und effizient gebaut werden muss, spielerisch etwas über die Grundlagen von Software-Architektur lernen oder aber sich an Bastelbögen der Karlsruher Pyramide versuchen, die ein an der Fakultät entwickeltes Computerprogramm mit den entsprechenden Parametern automatisch generiert. Pizza, Kaffee und Club Mate durften bei einem Informatiker-Fest natürlich nicht fehlen.
Der Dekan der Fakultät Prof. Michael Beigl verabschiedete die Absolventen und Promovierten der Fakultät
Der Nachmittag stand dann ganz im Zeichen der feierlichen Verabschiedung der Absolventen und Promovierten. Doch bevor die Absolventen ihren Weg nach vorne antreten durften, um von Dekan Prof. Michael Beigl ihre Verabschiedungsschreiben entgegen zu nehmen, ging es im Programm zunächst um die aktuell noch Studierenden. Prof. Müller-Quade, Koordinator der Begabtenkollegs, zeichnete 12 Studierende für besondere Leistungen mit Stipendien aus. Anschließend vergab Prof. Alex Waibel, Direktor des interACT-Programms, 28 Stipendien für einen Aufenthalt an einer ausländischen Partnerhochschule.
Traditionell präsentieren auch drei Teams des Praktikums „Praxis der Softwareentwicklung“ unter Leitung von Prof. Gregor Snelting, ihre Software-Projekte.
Dann war es soweit: 125 von insgesamt 429 frischgebackenen Diplom-, Bachelor- und Master-Informatiker und -Informationswirte sowie 16 von 41 Promovenden hatten sich im Audimax gemeinsam mit ihren Angehörigen eingefunden. Prof. Michael Beigl bat alle anwesenden Absolventen nach vorne und gratulierte jedem Einzelnen zum erfolgreichen Abschluss des Informatik- bzw. Informationswirtschafts-Studiums. Im Anschluss durften sich auch die Promovierten ihre persönlichen Glückwünsche abholen.
Zwei der Verabschiedeten waren danach sofort wieder gefordert. Frau Dr. Miriam Schleipen, Gruppenleiterin im Bereich Automatisierung am Fraunhofer IOSB und Sven Bläse, Mitbergünder des Start-Ups Honestly berichteten von ihren ersten Schritten in die Berufswelt als Informatik-Absolventen des KIT.
Auszeichnungen und Preise
Preisträger des Forschungspreises „Algorithmen für effiziente Datenverarbeitung“
der Uniserv GmbH
Dipl.-Inform. Jens Köhler
Laudatio: Dr. Thomas Otterbein, Uniserv GmbH
Preisübergabe: Prof. Jörn Müller-Quade
Preisträger des Fördervereins „Forschungszentrum Informatik“
für die besten Diplomarbeiten
Dipl.-Inform. Christof Doll
Dipl.-Inform. Martin Florian
Laudationes: Prof. Rüdiger Dillmann
Preisübergabe: Prof. Michael Bartsch, Vorstandsmitglied des Fördervereins des FZI
Preisträger „Bester Absolvent“
Simon Spinner, M.Sc.
Laudatio: Prof. Jörn Müller-Quade
Die Absolventen der Fakultät aus dem vergangenen akademischen Jahr