Würdigung der Forschung und der Persönlichkeit
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Bildquelle: IAR-IPR
- date: 25.10.2017
Festkolloquium zu Ehren von Professor Heinz Wörn
Nachdem sich Professor Heinz Wörn bereits im September 2016 als Leiter der Forschungsgruppe „Intelligente Prozessautomation und Robotik“ am Institut für Anthropomatik und Robotik (IAR) in den Ruhestand verabschiedete, veranstaltete seine ehemalige Forschungsgruppe am 20. Oktober 2017 zu seinen Ehren ein Festkolloquium im Gartensaal des Karlsruher Schlosses. Das Kolloquium war gespickt mit hochrangingen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Weggefährtinnen und Weggefährten von Professor Wörn.
Zu Beginn übersendete Professor Oliver Kraft die Grüße des KIT-Präsidiums und zeigte sich von Prof. Wörns Schaffenszeit beeindruckt. Besonders in der Forschung auf den Gebieten der Robotik sowie der Prozessautomation habe Herr Wörn Meilensteine gesetzt und damit die Forschungsstärke des KIT in die Welt getragen, erklärte Kraft in seiner Rede. Aber auch über die Forschung hinaus zeigte sich Herr Wörn engagiert und stets der KIT-Fakultät für Informatik verbunden. Dies machte Professor Bernhard Beckert in seinem Grußwort klar. Herr Wörn habe zunächst als Professorensprecher und über vier Jahre als Dekan die Fakultät gelenkt und geprägt, so Prof. Beckert in seinem Grußwort als Dekan der KIT-Fakultät für Informatik. Unter Professor Wörns Zeit als Dekan hat sich die Fakultät deutlich vergrößert, sowohl in der Anzahl der Professuren, als auch in der Verwaltung ging Wörn neue Wege. Er leitete die Fakultät trotz einer Vielzahl an Berufungsverfahren und hielt die Informatik, auch während der teils turbulenten Zeit der Fusion von Universität Karlsruhe (TH) und Forschungszentrum Karlsruhe, zusammen. Dafür sei ihm die Fakultät bis heute zu großem Dank verpflichtet.
Prof. Oliver Kraft überbringt die Grüße des Präsidiums. | Prof. Bernhard Beckert berichtet über das Wirken von Prof. Wörn in der KIT-Fakultät für Informatik. |
Die folgenden wissenschaftlichen Vorträge waren geprägt von den persönlichen Eindrücken, die Heinz Wörn in seinen Stationen, zunächst als Mitarbeiter der Firma KUKA und später als Professor am KIT, hinterlassen hat. So berichtete Professor Paolo Fiorini von der Università degli Studi di Verona in Italien von den Kooperationsprojekten auf EU-Ebene, die gemeinsam mit der Forschungsgruppe von Professor Wörn auf die Beine gestellt wurden und die daraus resultierende Zusammenarbeit.
Doch begonnen hat die Karriere des Professor Wörn bei der Firma KUKA, damals ein Unternehmen für Schweißtechnik, welches in Deutschland die ersten Industrieroboter fertigte. Hier hinterließ Herr Wörn seine ersten Spuren, nicht nur im Unternehmen, sondern auch ganz persönlich, indem er Dr. Bernd Liepert einstellte, welcher heute als Chief Innovation Officer bei KUKA beschäftigt ist und in seiner Ansprache die Zeit als Mitarbeiter von Prof. Wörn Revue passieren ließ. Dr. Liepert bezeichnete Wörn als vorausschauenden, motivierenden, aber auch sparsamen Chef, der sein Team immer zu Höchstleistungen angetrieben hat. Dies war für Liepert auch das Erfolgsrezept, mit dem Wörn bei KUKA nicht nur das Thema Robotik etabliert und verfestigt hat, sondern auch Maßstäbe in der Robotersteuerung setzte. So arbeitete Wörn mit seinem Team an den ersten Industrierobotern mit und realisierte in den 90er Jahren computergestützte Steuerungssysteme, die auf Grundlage der ersten Heimcomputer arbeiteten. Gleichzeitig sorgte er dafür, dass KUKA bundesweit an den wichtigsten Forschungsprojekten beteiligt war. „Wenn man bedenkt, dass wir in den 90er Jahren bereits über Systeme nachgedacht haben, die heute unter dem Stichwort Industrie 4.0 firmieren würden, dann wird einem bewusst, wie vorausschauend die Arbeit unter Prof. Wörn war“, so Dr. Liepert in seinem Vortrag.
Ebenso mit höchstem Respekt würdigte Dr. Markus Klaiber von der Schunk GmbH & Co KG die über 30-jährige Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe von Prof. Wörn. Besonders im Bereich der automatisierten Greiftechnik konnte Schunk gemeinsam mit Prof. Wörn Meilensteine setzen. So entwickelte man im Rahmen dieser Kooperation u.a. den ersten Dreifingergreifer, der über entsprechende Sensorik verfügte, die zu greifenden Gegenstände zu „fühlen“. Weiterführend versuchte man gemeinsam am Problem des „Griffs in die Kiste“ zu arbeiten, also an einem robotischen Greifer, welcher ungleich Gegenstände aus einer Kiste erkennen und effizient greifen kann. Ein weiterer Weggefährte des IPR war Dr. Martin Hägele und das Fraunhofer IPA. Auch hier wurden diverse Forschungsprojekte in den vergangenen Jahrzehnten gemeinsam umgesetzt. Als besonders hervorragend erwähnte Hägele das Projekt ImRoNet, in dem die Forschungspartner eine internetbasierte multimodale Nutzerschnittstelle zur Teleoperation von Robotern entwickelten und realisierten.
Andenken an die ersten Karriereschritte. Dr. Liepert überreicht das Präsent der Firma KUKA.
Nach einer Pause überbrachte dann Professor Michael Decker die Grußworte des Bereichs II des KIT. Besonders bemerkenswert an der Person Heinz Wörn sei vor allem seine Begeisterung mit der er seine Forschung vorantrieb. Bei einer Demonstration im Bereich der Medizinrobotik habe Decker selbst miterleben dürfen, wie Prof. Wörn mit großer Euphorie einen Operationsroboter bediente und damit sich und sein Umfeld mit seinem Forschungsprojekt begeisterte.
Der Vortrag von Prof. Hubertus Feußner von der Klinik und Poliklinik für Chirurgie der TU München beleuchtete dann die medizinischen Aspekte der Arbeit von Prof. Wörn. Gerade im Bereich der Medizinrobotik sei der Ansatz der Operationsassistenz, den man am KIT verfolge zukunftsweisend, so der Mediziner Feußner. Dennoch sei ein „echter“ Chirurg nach wie vor auch in Zukunft nicht so einfach durch robotische Systeme zu ersetzen. Vielmehr solle man die Entwicklungen auf kleinere und einfachere Teilbereiche fokussieren, die inzwischen schon sehr gut von Robotern zu lösen seien. Auch eine ehemalige Doktorandin sollte am Ehrenkolloquium Gehör bekommen. Prof. Dr. Jessica Burgner-Kahrs würdigte in ihrem Vortrag die vielen Spuren, die ihr Doktorvater, Prof. Wörn in ihrem Leben hinterließ. Bereits als studentische Mitarbeiterin am IPR begann sie die Zusammenarbeit und führe diese bis zur Promotion weiter. Dabei faszinierte sie besonders auch das persönliche Engagement, das Prof. Wörn seinen Schützlingen entgegenbrachte. So war es nicht nur die wissenschaftliche Begleitung, sondern auch der freundschaftliche Umgang, der sie so lange Zeit am KIT hielt und bis jetzt positiv auf Studium und Promotion zurückblicken lässt. Daran schloss sich Prof. Rüdiger Dillmann vom Institut für Anthropomatik und Robotik direkt an. Er stellte fest, dass mit dem Ruhestand von Professor Wörn und dem Beginn seines Nachfolgers Professor Torsten Kröger, nun die dritte Generation an Robotikforschern am KIT Einzug hält. Dabei stellte er die vielen Leistungen heraus, die Prof. Wörn als Teil der ersten Generation erbracht hat. So besaß er großen Anteil an der spannenden Zeit, als die Robotikforschung an der damaligen Universität etabliert wurde und als der Begriff der Anthropomatik als Ausdruck für die Beziehung zwischen Mensch und Maschine in Karlsruhe Einzug hielt.
Generationenübergreifend: Mit Prof. Wörn verabschiedet sich ein Pionier der ersten Generation an Robotikforschern vom Institut für Antrhopomatik und Robotik.
Zum Abschluss der Vortragsreihe gab Torsten Kröger einen Ausblick, wie er die Forschungsgruppe von Professor Wörn übernehmen und künftig ausrichten möchte. Dabei wurde ihm sofort klar, dass er große Fußstapfen zu füllen hat. Der ehemalige Stanford-Professor Kröger, der zuletzt als Bereichsleiter für Google gearbeitet hat, wird die Grundausrichtung der Forschungsgruppe beibehalten und sich auch weiterhin der Industrie-, Service- und Medizinrobotik widmen. Diese Forschungsbereiche sollen besonders im zukunftsweisenden Feld des maschinellen Lernens und der Regelungstechnik ergänzt und weiter ausgebaut werden, so Prof. Kröger. Nach den Vorträgen wurden alle Teilnehmer zu einer Führung durch die Laborräume der Forschungsgruppe für intelligente Prozessautomation und Robotik geführt, um sich anhand verschiedener Demonstrationen von der Forschungsarbeit der Gruppe zu überzeugen.