Mit Selbstironie auf Studentenfang
Onlinespiel am KIT veräppelt die gängigen Klischees rund um die Informatik
Auf Schüler wirkt Wissenschaft oft langweilig. Doch wer glaubt, dass man an Universitäten keinen Spaß versteht, der täuscht sich gewaltig. Die Fakultät für Informatik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat ein Spiel entwickelt, bei dem Interessierte herausfinden können, welcher
»Studi-Typ« sie sind. Die Auswertungen sollte man aber nicht zu ernst nehmen, schließlich werden vom fahlgesichtigen Nerd bis zum größenwahnsinnigen »Bill-Gates-Anbeter« sämtliche Klischees rund um die Informatik auf die Schippe genommen.
Grund für die Aktion ist die stagnierende Nachfrage am Informatikstudium. Obwohl die Absolventen ausgezeichnete Berufsaussichten haben, interessieren sich bundesweit zu wenige Abiturienten für ein Informatikstudium. Um dem erwartbaren Fachkräftemangel entgegenzuwirken, entstehen immer mehr Initiativen an den Hochschulen, die das Interesse der Schulabgänger steigern sollen.
Einen Grund für die mangelnde Nachfrage sieht Professor Ralf Reussner, Prodekan der Fakultät für Informatik, in der falschen bzw. verzerrten Wahrnehmung der Informatik in der Gesellschaft: »Informatik wird von der breiten Masse mit isolierter Arbeit am Computer gleichgesetzt. Dabei geht ohne Teamarbeit überhaupt nichts. Informatik ist außerdem überall drin: ob in unserer Waschmaschine, im Handy oder im Geldautomaten. Wer unsere digitale Zukunft mitgestalten will, ist in der Informatik genau richtig.«
Dennoch schrecken die altbekannten Klischees ab. Glaubt man ihnen, so ist der Informatiker ein sozial inkompetenter Einzelgänger mit eher fragwürdigem Kleidungsstil. Genau hier knüpft die Informatikfakultät des KIT jetzt an und nimmt die Klischees in einem Onlinespiel kräftig auf die Schippe. Bevor die Spieler ihre Auswertungen erhalten, gehen sie aber noch auf eine interaktive Campustour. Dort können sie sich an verschiedenen Anlaufpunkten auf dem Campus und drum herum einen Tagesplan zusammenstellen: Von der Vorlesung geht’s ab in die Mensa, danach ins Institut für Kryptographie, um die Studienarbeit abzugeben und abschließend zur Filmpremiere ins nahe gelegene Programmkino. „Damit wollen wir den Schülern und Schülerinnen spielerisch näher bringen, was ihnen das Studentenleben am KIT so alles bietet“, erklärt Reussner.
Durch den spielerischen Zugang erhoffen sich die Informatiker nun weiteren Zuwachs der Studierendenzahlen. Man müsse neue Wege gehen, um die Aufmerksamkeit der medienorientierten Jugend zu erlangen, meint Reussner. Das Spiel sei dabei nur eine von vielen Maßnahmen zur Schülerwerbung, die die Informatiker angestoßen haben. „Ob unsere Rechnung aufgeht, sehen wir dann, wenn die Bewerbungen fürs Wintersemester eingehen.“