Das Karlsruher Institut für Technologie, die KIT-Fakultät für Informatik und das Institut für Technische Informatik trauern um
Professor em. Dr.-Ing. Dr. rer. nat. h. c. Detlef Schmid
der am 27. September 2018 im Alter von 84 Jahren verstorben ist.
Mit Professor Detlef Schmid verlieren wir einen großartigen Menschen und herausragenden Wissenschaftler, der wie kaum ein anderer die Etablierung der Informatik als neue Disziplin und Studienfach vorangebracht hat und entscheidend an der Profilbildung der 1972 gegründeten Fakultät für Informatik an der Universität Karlsruhe (TH), dem heutigen Karlsruher Institut für Technologie (KIT), mitgewirkt hat.
Vor seinem Studium der Elektrotechnik in Mannheim und Karlsruhe erlernte und praktizierte Schmid den Beruf des Uhrmachers. In Karlsruhe gelang Detlef Schmid ein steiler Aufstieg: vom preisgekrönten Diplom 1963 über die Promotion 1968 bis zur Berufung als Professor an die damalige Universität Karlsruhe (TH) im Jahr 1972.
Sieben Jahre lang, von 1963 bis 1970, war er wissenschaftlicher Assistent von Karl Steinbuch, der heute als Pionier der Informatik gilt. Dank Steinbuch, so Schmid, „bot Karlsruhe ein besseres, offeneres Umfeld für die Entstehung der Informatik als Wissenschaft als andere Standorte in Deutschland“.
Diese Entwicklung gestaltete Schmid an entscheidender Stelle mit. 1972 wurde er der Gründungs-Dekan der Fakultät für Informatik an der Universität Karlsruhe, die als erste in Deutschland Diplom-Informatiker ausbildete. Später führte er die Fakultät von 1997 – 2002 noch einmal fünf Jahre an – mit dem Ehrgeiz, ihre Spitzenposition auszubauen.
In seiner Forschung konzentrierte er sich auf den Entwurf von Rechnern, 30 Jahre lang, bis zu seiner Emeritierung 2002, leitete er das Institut für Rechnerentwurf und Fehlertoleranz. Er erkannte, wie die Informatik angesichts der stetig komplexer werdenden Informationstechnologie auch neue Perspektiven bot. Die normalen Werkzeuge reichten nicht mehr aus – es brauchte neue Entwurfsmethoden. Schmid hat es oft bedauert, dass eine der wenigen Gründungsideen, die er nicht realisieren konnte, sich um eine „Geistesschule der Entwurfsmethodik“ drehte. Große Erfolge feierte er auf dem Gebiet der High-Level-Synthese, der automatischen Synthese von Schaltungen, die auf abstrakter Ebene mit Hilfe einer Programmiersprache entworfen und beschrieben sind. Auch die Überprüfung von Hardware auf ihre korrekte Funktion mit formalen Verfahren – die sogenannte Hardwareverifikation - hat Schmid vorangetrieben.
Detlef Schmid schöpfte stets Kraft aus der Überzeugung, dass es zur Durchdringung des Lebens mit Informatik keine Alternative gibt. So stieß er 1973 die Gründung des Fakultätentages Informatik an, mit dem Ziel, die Lehrpläne zu vereinheitlichen. Er gehörte Mitte der 1980er Jahre zu den Gründern des Instituts für Angewandte Kulturwissenschaft an der Universität Karlsruhe, drei Jahre war er dessen Geschäftsführender Direktor. Er erkannte damals, dass die Ausbildung breiter sein musste und vor allem Soft Skills eine wichtige Rolle spielten.
Auch das Forschungszentrum Informatik brachte er 1985 mit auf den Weg. Es zeichnete ihn aus, die Zeichen der Zeit zu erkennen und neue Entwicklungen aktiv mitzugestalten. So zögerte er auch nicht lange, als ihm nach dem Fall der Mauer ein Kollege aus Dresden vorschlug, den ersten Sonderforschungsbereich in den Neuen Bundesländern zu initiieren. Zwei Jahre arbeitete er an dessen Aufbau mit. Noch bis nach seiner Emeritierung war er Mitglied im Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Für sein Lebenswerk in Forschung und Lehre auf dem Gebiet Electronic Design Automation (EDA) verlieh das edacentrum, eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützte Einrichtung, Schmid 2004 die EDA-Medaille.
2009 wurde er für seine Verdienste um den Aufbau der Informatik und den Dialog zwischen Ingenieur- und Kulturwissenschaften mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Im Jahr 2011 erhielt Detlef Schmid für seine Leistungen in der Technischen Informatik die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Mathematik/Informatik und Maschinenbau an der TU Clausthal.
Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Frau, seiner Familie und seinen Angehörigen und Freunden. Wir werden sein Andenken stets in Ehren halten.