Nachruf

Das Karlsruher Institut für Technologie, die KIT-Fakultät für Informatik und das Institut für Theoretische Informatik trauern um

Professor em. Dr. phil. nat. Wolfram Menzel

der am 05.10.2022 im Alter von 89 Jahren verstorben ist.

Mit Professor Wolfram Menzel verliert die KIT-Fakultät für Informatik einen ihrer Gründungsprofessoren, ehemaligen Dekan und vielfach geschätzten Kollegen.

Professor Wolfram Menzel, der 1933 in Marienbad geboren und durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland gekommen war, studierte zunächst Mathematik, Physik und Philosophie in Frankfurt am Main. 1959 folgte die Promotion im Bereich der Gruppentheorie. Zunächst verfolgte er die Arbeit im Grenzbereich von Philosophie und Mathematik, wandte sich jedoch in den drauffolgenden Jahren den Vorläufern der Informatik zu. Ab 1965 arbeitete Menzel am Institut für Nachrichtenverarbeitung und Nachrichtenübertragung unter Karl Steinbuch an der damaligen Universität Karlsruhe, dem heutigen Karlsruher Institut für Technologie (KIT), wo er dann 1969 im Fach Informatik habilitierte.

Als dann in Karlsruhe 1972 die deutschlandweit erste Fakultät für Informatik gegründet wurde, war Menzel einer von zehn Professoren, die auf die ersten Lehrstühle der neuen Fakultät berufen wurden und leitete den Lehrstuhl Semantik für Programmiersprachen. In den Jahren 1991 bis 1993 lenkte er dann die Geschicke der Fakultät für Informatik als Dekan. 2001 wurde er emeritiert.

Professor Menzel befasste sich in seinem wissenschaftlichen Wirken mit der Theorie der Berechenbarkeit und widmete sich zudem bereits seit den frühen 70er Jahren dem bis heute aktuellen Feld des maschinellen Lernens. Seine Forschungsgruppe bearbeitete dabei erfolgreich verschiedenste Anwendungsfelder, wie die Strategieplanung, die Prognose von Wirtschaftsdaten, den Roboterfußball und vieles mehr. Die Ergebnisse seiner Arbeit im Bereich der Deduktion und Programmverifikation sind oftmals bis heute im Einsatz und werden stets weiterentwickelt.

Privat widmete sich Menzel besonders in den 60er Jahren der experimentellen Lyrik. Seine Gedichte kamen mit wenigen Worten aus und wurden mit Werken bekannter Namen wie Ingeborg Bachmann, Ernst Jandl und Nelly Sachs veröffentlicht.

Unsere Gedanken und unser tief empfundenes Mitgefühl sind in diesen schweren Zeiten bei seiner Familie und seinen Angehörigen. Seinen Verdiensten und seiner Persönlichkeit werden wir immer ein besonderes Andenken erhalten.