Von der Forschung zur Selbständigkeit
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Autor:
Julia Braun
- Datum: 18.12.2012
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Gebhart Quality Analysis (QA) 82
Von der Forschung zur Selbständigkeit
Michael Gebhart hilft Unternehmen, die Qualität ihrer serviceorientierten Architektur zu optimieren.
Bereits während des Abiturs hatte Michael Gebhart die Idee, sich selbständig zu machen. Im Laufe seiner Promotion dachte er des Öfteren, sein Forschungsergebnis zur Qualitätsanalyse serviceorientierter Architekturen könnte für die Industrie interessant sein und kommerzielles Potenzial beinhalten. Doch erst nach seiner Promotion, als er selbst in die Industrie eintrat, fasste Michael Gebhart den Entschluss, diese Ideen gewerblich umzusetzen.
Im Mai 2012 hat er es dann endlich gewagt – er entschied, sein eigenes IT-Unternehmen zu gründen: Gebhart Quality Analysis (QA) 82.
Michael Gebhart, Gründer von Gebhart Quality Analysis (QA) 82 (Bild: Gebhart)
Was ist Gebhart Quality Analysis (QA) 82?
Michael Gebhart bietet als Dienstleistung an, die serviceorientierte Architektur (SOA) der IT von Unternehmen auf ihre Qualität hin zu überprüfen. Hierfür untersucht er mit seinem Werkzeug das Modell der IT-Architektur und zeigt ungenutztes Potential auf. Im Falle von Cloud-Services analysiert er dabei die Effizienz, mit der sich die Cloud-Services in eine serviceorientierte Architektur integrieren lassen. Des Weiteren gibt er Schulungen zu diesem Thema, um die Inhalte IT-Architekten und Softwareentwicklern zu vermitteln. Für die Zukunft ist außerdem der Vertrieb eines eigenen Produktes zur automatisierten Qualitätsanalyse geplant.
Was machte ausgerechnet die Qualitätsanalyse zur geeigneten Geschäftsidee?
Unternehmen wollen mit dem Einsatz einer serviceorientierten Architektur eine flexible, wartbare und kosteneffiziente IT erzielen. Das ist nur möglich, wenn die Services der Architektur eine gewisse Qualität aufweisen. Die Qualitätsanalyse zeigt den Unternehmen ungenutztes Potential in ihrer serviceorientierten Architektur und liefert Vorschläge zu ihrer Optimierung. Darin liegt der Mehrwert seiner Dienstleistung, sagt Gebhart selbst. Das Werkzeug Gebharts führt die Analyse stellenweise automatisiert durch, wodurch die Analyse überhaupt erst in angemessener Zeit und somit effizient möglich ist.
Wie funktioniert die Idee hinter Gebhart Quality Analysis (QA) 82?
Das Werkzeug, das Michael Gebhart für eine effiziente Analyse verwendet, hat er selbst entwickelt – es setzt auf den Ergebnissen seiner Promotion auf und prüft Modelle serviceorientierter Architekturen und Cloud-Services auf ihre Qualität. Hierbei gibt es jedoch Details, die das Werkzeug nicht aus dem Modell der Architektur herauslesen kann und die eine manuelle Eingabe erfordern. Diese werden im Rahmen der Beratungsleistung gemeinsam mit dem Kunden ergänzt.
Die Metriken, die Gebharts Werkzeug verwendet, wurden und werden auch künftig zu 100 Prozent publiziert. Warum er seine Forschungsergebnisse mit der Öffentlichkeit teilt, liege an seiner Vorstellung davon, wie wissenschaftliches Arbeiten funktioniert. Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse möchte er einen nachhaltigen Beitrag im Bereich der Qualitätsanalyse von Software schaffen, so Gebhart selbst.
Einmal Forschung–Industrie und zurück
Michael Gebhart hat an der Universität Karlsruhe (TH) Informatik studiert und im Anschluss an der Fakultät für Informatik des Karlsruher Institut für Technologie (KIT), ehemals Universität Karlsruhe, promoviert. Anschließend arbeitete er als IT-Berater, bevor er sich schließlich selbstständig gemacht hat. Obwohl ihm seine derzeitige Arbeitssituation gefällt, kann er sich vorstellen, irgendwann wieder in die Forschung zurückzukehren. Da seine Konzepte auf den Inhalten seiner Promotion basieren, verfügen sie über eine wissenschaftlich erarbeitete und somit solide Basis. Auf diese Weise hebt sich Gebhart von Mitbewerbern ab. Da die Arbeit an den zugrunde liegenden Konzepten auch in Zukunft durch ihn fortgeführt wird, ist er weiterhin – wenn auch zunächst an keiner Universität – wissenschaftlich tätig. So präsentiert er seine Inhalte nicht nur auf industrienahen, sondern auch auf wissenschaftlichen Konferenzen im Rahmen von einzelnen Fachvorträgen bis hin zu Keynotes.
Was er Studierenden rät, die selbst ein Unternehmen gründen wollen:
Auf jeden Fall sollte ein ambitionierter Jungunternehmer auf den Markt hören, in welchem er sich etablieren will, rät Gebhart. Mutig sein und Unternehmen konkret kontaktieren und zum eventuellen Interesse an dem jeweiligen Produkt befragen – dadurch könne man einen realistischen Blick für die Marktnachfrage bekommen und sein Produkt entsprechend anpassen. Sollte das Feedback nicht so positiv wie gewünscht ausfallen, keine Panik: Lieber im Vorfeld Schwächen am Produkt aufgezeigt bekommen und die Chance haben, das Konzept zu ändern, bevor die Idee auf den Markt kommt und dann nicht nachgefragt wird. Allerdings stehe und falle die Idee mit der Solidität des Konzepts.
In jedem Fall koste es Ausdauer und Stärke, für seine Idee einzustehen, warnt Gebhart: "Man sollte sich ruhig etwas Hornhaut auf der Seele zulegen, da neben Erfolgserlebnissen auch Rückschläge zu erwarten sind. Letztere sollte man sich nicht zu sehr zu Herzen nehmen, aber auch nicht ignorieren. Sie können wichtige Hinweise dafür liefern, die eigene Idee in die richtige Richtung zu lenken. Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen. Am Ende lohnt es sich, durchzuhalten und an der Idee konsequent weiterzuarbeiten. "
Neben der Fähigkeit, Rückschläge zu verkraften, müsse man auch viel Disziplin mitbringen. Man würde vor lauter Begeisterung sehr viel arbeiten und müsse eher schauen, dass man trotz allem ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben findet.
Michael Gebhart rät allen, die eine Produktidee haben, sie weiterzuverfolgen und umzusetzen, auch, wenn dies mit Risiken verbunden ist. Er selbst hatte viel Unterstützung von Seiten der Familie und rät, sich vorher gründlich abzusichern beziehungsweise über mögliche Risiken zu informieren. Allerdings ist er der Meinung, man solle umsetzen, was einem vorschwebt, denn: Man bereue im Leben die versäumten und nicht riskierten Dinge am meisten.