Das KIT auf der CeBIT 2013

 Unterstützung des Menschen durch IT-Technologie


Die CeBIT ist vorüber und es kehrt wieder Normalität in den IT-Alltag ein. Dabei gab es doch so viele Neuigkeiten auf der weltgrößten Messe der IT-Branche zu bestaunen. Unter Anderem auch eine enorme Anzahl an Helfern und Hilfsmitteln für den täglichen Gebrauch. Mit diesem Trend konnten auch die Exponate am gemeinsamen Messestand des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Forschungszentrums Informatik (FZI) gut mithalten, dabei war die Zielgruppe für die Demonstrationen so vielfältig, wie die Informatik selbst.

In regelmäßigen Abständen erwachte der Operationstisch von Dr. Stefanie Speidel zum Leben. Zu sehen gab es neben dem OP-Tisch mit dem Modell eines menschlichen Oberkörpers auch eine Menge Bildschirme, Sensoren und medizinisches Werkzeug. Dabei blickte der interessierte Zuschauer direkt auf ein Navigationsgerät für Chirurgen.
Das System verwendet für eine OP erstellte Daten einer Computertomographie, um den Chirurgen bei minimalinvasiven Operationen zielgerichtet zu unterstützen. So kann der Arzt die für ihn wichtigen Körperabschnitte anhand eines dreidimensionalen Scans abfahren und untersuchen. Dazu bekommt er durch intraoperative Sensordaten die umliegenden Organe visualisiert und zeitgleich passende Informationen zu allen Operationsabschnitten, wie beispielsweise die optimale Stelle für einen Schnitt. Dieses innovative System wird gemeinsam von der Forschungsgruppe Medizininformatik am Institut für Anthropomatik des KIT und dem Universitätsklinikum Heidelberg erforscht und vom Sonderforschungsbereich „Cognition-Guided Surgery“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Die Forscher möchten dem Patienten in Zukunft aufwendige Operationen ersparen und Chirurgen ein praktisches Hilfsmittel an die Hand geben.

 

Medizininformatik auf der CeBIT

Ein speziell entwickeltes Endoskop scannt den Bauchinnenraum und erstellt eine visuelle Abbildung für den Chirurgen. (Fotos: PKM)


Eine Hilfestellung für Studenten konnte man an einer weiteren Demo am KIT-Stand sehen. Das Team von Prof. Waibel präsentierte den „Lecture Translator“, der Sprachen automatisch übersetzen kann. Das Ganze passiert natürlich simultan und könnte schon bald den Studienalltag von internationalen Studenten am KIT erleichtern. Ein zusätzliches Anwendungsszenario bietet das Arbeitsumfeld der Politik. Vor allem bei internationalen Gremien, wie es beispielsweise in der Europäischen Union der Fall ist, könnte das System automatische Echtzeitübersetzungen liefern. Der „Lecture Translator“ ist Teil des EU-Bridge Projektes und wird somit direkt von der EU unterstützt.


Übersetzungsapp Jibbigo

Prof. Alex Waibel erläutert die Übersetzungsapplikation Jibbigo, die ebenfalls am Institut für Anthropomatik entwickelt wurde. (Foto: PKM)


Wie gut bin ich heute gelaunt? Eine Frage, die wir künftig unserem Computer stellen können. Denn die Gesichtserkennungssoftware von Professor Rainer Stiefelhagen ist in der Lage die menschlichen Gesichtszüge zu analysieren. Sein Team präsentierte eine Demo, die mit Hilfe einer Webcam die Mimik und die darin enthaltenen Emotionen der vor der Kamera stehenden Personen errechnen kann. Nebenbei bestimmte die Technik auch weitere Daten anhand der Gesichtszüge, wie beispielsweise das Alter und das Geschlecht der Personen. Bei der Demo auf der CeBIT konnte man das Programm direkt ausprobieren, was zu einigen interessanten Szenen führte, wenn beispielsweise Menschen im geschäftlichen Messeoutfit versuchten durch Gesichtsakrobatik dem Programm verschiedene Reaktionen abzuluchsen. Ein Anwendungsbeispiel, das dem Nutzer in Zukunft einige Möglichkeiten verspricht war ein virtueller Mediaplayer der zeigte, wie einfach man mittels der Gesichtserkennung Charaktere in einer Fernsehserie erkennen kann. Der Nutzer kann dann kurzerhand durch einen Klick auf die Person weitere Daten zu Schauspieler oder Figur abrufen. Andere Szenarien sind interaktive Roboter oder intelligente Umgebungen, wie beispielsweise in einem Krankenhaus oder einer Werkstatt (Ambient Intelligence).

 

Gesichtserkennung eines Mitarbeiters

Das System erkennt die Gesichtszüge der Person.


Die Hilfe im IT-Notfall steht beim Studierendenprojekt ESCde im Mittelpunkt. Das Studierendenprojekt, das 1994 mit Hilfe der Firma Microsoft am Lehrstuhl von Professor Walter F. Tichy gegründet wurde, arbeitet als Servicedienstleister für öffentliche Einrichtungen wie Universitäten oder Schulen. Dabei unterstützten die Karlsruher Studierenden deren Systemadministratoren als modernes Supportcenter. Dabei lernen die Studierenden gleichzeitig die Arbeit im Team eines Supportcenters und können sich auf vielfältige Weise für den späteren Arbeitsalltag vorbereiten. Neben dem KIT-Stand hatte das ESCde auch noch einen Auftritt am Stand der Firma Microsoft.

 

Karlsruher Studierendenprojekt bei Microsoft

Karlsruher Studierende beraten im Rahmen des Projektes ESCde am Messestand von Microsoft.

 

Mit der Firma audriga GmbH durfte sich auch ein Karlsruher Start-Up Unternehmen auf dem Messestand präsentieren. Das junge Unternehmen ist eine Ausgründung aus den beiden Institutionen KIT und FZI und somit eng mit den Forschungseinrichtungen verknüpft. Das Unternehmen ist ein Umzugsservice der aber keine Schränke oder Kisten befördert, sondern E-Mails und Daten von Microsoft-Exchange-Postfächern transportiert. Die Daten werden dabei mittels Cloudservice von einem Anbieter zum Nächsten verlagert.

Start-Up audriga GmbH

Hans-Jörg Happel erklärt sein Unternehmen audriga GmbH. (Foto: PKM)


Das FZI vervollständigte den Messestand mit der Präsentation des House of Living Lab. Hier wird das Haus selbst zur Hilfestellung für den Menschen. Das House of Living Lab ist eine computergestützte Wohnumgebung. Hier wird neben dem komfortablen Wohnen auch die technisch unterstützte Altenpflege vorangetrieben. So sind alle technischen Geräte miteinander vernetzt und können über eine zentrale Steuerung effizient betrieben werden. Zudem bietet die in Karlsruhe installierte Zwei-Zimmer-Wohnung viele technische Extras. Davon konnte man sich auch am Messestand der CeBIT überzeugen. Hier zeigten die Forscher anhand einer Sensormatte, die Stürze registriert, einem Schlafapnoe-Screening-System und einer per Tablet-Computer schaltbaren Lampe, wie man sich das Wohnen in der Zukunft vorstellen kann.

 

FZI

Das FZI präsentierte Teile des House of Living Lab. (Foto: PKM)