Wissenschaft verständlich machen

Wissenschaft verständlich machen

Klaus Tschira Stiftung gründet Nationales Institut für Wissenschaftskommunikation am KIT

Alleine vor sich hin forschen im stillen Kämmerlein, das war einmal. Viele Wissenschaftler suchen den Kontakt mit der Öffentlichkeit und möchten ihre Arbeit und Ergebnisse anderen zugänglich machen. Bisher geschah das meistens nach dem Learning-by-Doing-Prinzip, institutionalisierte Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten im Bereich der Wissenschaftskommunikation sind bis heute eher Mangelware.
Dies nimmt die Klaus Tschira Stiftung zum Anlass und gründet das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Stifter Klaus Tschira ist überzeugt: „Exzellente Forschung braucht Verständlichkeit!“ Wissenschaftler müssen erklären können, woran sie arbeiten, wofür Gelder der öffentlichen Hand verwendet werden, welche Chancen und Risiken in ihren Arbeiten stecken. Das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation soll Wissenschaftler und Studierende in zielgruppenorientierter Wissenschaftskommunikation aus- und weiterbilden. Dabei konzentriert sich das NaWik zunächst auf die Gruppe der Doktoranden und Master-Studierenden. Das Institut wird entsprechende Module entwickeln, erproben und in den Lehrbetrieb ausgewählter Studiengänge integrieren. Diese Angebote sollen für alle deutschen Universitäten und außeruniversitären Forschungsinstitute einsetzbar sein und bundesweit angeboten werden.

Um den notwendigen Praxisbezug des NaWik herzustellen, kooperiert das NaWik mit der Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft (Heidelberg). Steven Inchcoombe, Geschäftsführer der Nature Publishing Group, zu der Spektrum gehört, erklärt: „Nature und auch Scientific American stehen seit mehr als 100 Jahren für den direkten Dialog zwischen Forschung und Öffentlichkeit. Diese Expertise bringen wir über Spektrum der Wissenschaft in das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation ein.“

KIT-Präsident Horst Hippler begrüßt das Engagement der Klaus Tschira Stiftung und sieht darin eine große Chance, sowohl für Karlsruhe als auch für ganz Deutschland: „Unser Ziel ist es, Wissenschaftskommunikation als neues Forschungs- und Lehrgebiet am KIT zu etablieren.“  Als zweites Standbein im Bereich Wissenschaftskommunikation startet zum Wintersemester an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der neuen Bachelor-Studiengang „Wissenschaft – Medien – Kommunikation“.

Das Institut soll bereits im Oktober 2012 den Lehrbetrieb aufnehmen. Die Förderung durch die Stiftung umfasst bis zu zehn Millionen Euro und ist auf fünf Jahre vorgesehen.

 

Logo Klaus Tschira Stiftung

Verbinde die neun Punkte mit vier geraden Strecken – in einem einzigen Zug.

Dies gelingt nur, wenn man über die Grenzen des Quadrats hinausgeht. Das Logo der Klaus Tschira Stiftung zeigt ihr Motto: „Think beyond the limits!“ – Nur wer in der Wissenschaft über die engen Grenzen des bislang Üblichen hinausdenkt, wird neuen Aufgaben gewachsen sein.

 

Der Unternehmer, Stifter und Wissenschaftler Klaus Tschira studierte an der ehemaligen Universität Karlsruhe Physik und arbeitete anschließend mehrere Jahre bei IBM. 1972 gründete er gemeinsam mit Hans-Werner Hector, Dietmar Hopp, Hasso Plattner und Claus Wellenreuther den Software-Konzern SAP.

Noch vor seinem Ausscheiden aus dem SAP-Vorstand rief er 1995 die gemeinnützige Klaus Tschira Stiftung ins Leben, um Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik in der Mitte der Gesellschaft zu verankern und einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu vermitteln. 1997 gründete die Stiftung das Forschungsinstitut European Media Laboratory GmbH (EML) mit der Intention, Systeme so zu gestalten, dass sie intuitiv vom Menschen bedient werden können. 2003 entstand das Heidelberger Institut für Theoretische Studien (vormals EML Research gemeinnützige GmbH) als Institut für Grundlagenforschung. Zu weiteren Aktivitäten der Stiftung zählen Schülerprojekte, die Unterstützung der Lehre an Schulen und Universitäten, oder Fortbildungskurse für Naturwissenschaftler. Sie sollen die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Journalisten und somit der Öffentlichkeit fördern. In diesem Zusammenhang steht auch der Klaus Tschira Preis für verständliche Wissenschaft, der Doktoranden auszeichnet, die sich in einem Artikel über den Inhalt ihrer Dissertation erfolgreich um Allgemeinverständlichkeit bemühen.

2010 wurde er für seine wissenschaftlichen Leistungen mit der Ehrendoktorwürde der Fakultät für Informatik des KIT ausgezeichnet.