DFG-Schwerpunkt für langlebige Softwaresysteme bewilligt
-
Autor:
Barbara Dörrscheidt
- Datum: 08.06.2011
DFG-Schwerpunkt für langlebige Softwaresysteme bewilligt
KIT-Informatik stark beteiligt: Karlsruher Software-Technik-Forscher ist stellvertretender Koordinator
Die Umgebung, in der man Software einsetzt, verändert sich kontinuierlich und auch die dazugehörige Hardware und die Infrastruktur verändern sich. Wird die Software nicht ebenfalls kontinuierlich weiterentwickelt, so altert sie rasch relativ zu ihrer Umgebung. Obwohl dieses Problem bereits seit Jahrzehnten bekannt ist, gibt es bisher keine nachhaltigen Lösungen.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat jetzt ein bundesweit ausgerichtetes Informatik-Schwerpunktprogramm bewilligt, in dem neue Ansätze entwickelt werden sollen, um Softwaresysteme langlebiger zu machen. Neben den Universitäten Braunschweig, Duisburg-Essen, Paderborn und Clausthal ist auch die Fakultät für Informatik am KIT führend beteiligt.
Professor Ralf Reussner ist stellvertretender Koordinator des DFG-Schwerpunktprogramms „Design for Future – Managed Software Evolution“ und Leiter des Lehrstuhls Software-Design und -qualität am KIT: „Wir entwickeln neue modell-getriebene Ansätze, mittels derer das Wissen über die Lebenszeit der Software hinweg bewahrt und aktuell gehalten werden soll“, so Reussner. Gleichzeitig möchten die Wissenschaftler ein neues Modell für den Lebenszyklus von Software entwerfen, das Entwicklungs- und Betriebsphasen verzahnt und parallel ablaufen lässt. Die DFG fördert das Vorhaben zunächst für drei Jahre mit einer Fördersumme von fünf Millionen Euro. Insgesamt ist das Programm auf sechs Jahre ausgelegt.
Bekannte Beispiele wie der Software-Ausfall bei T-Mobile im April 2009 oder die Probleme mit EC- und Kreditkarten im Frühjahr 2010 zeigen die Abhängigkeit vom reibungslosen Betrieb von Softwaresystemen. Ursache der Softwareprobleme ist oft das fehlende Wissen über die Struktur- und Architekturabhängigkeiten. Der Verlust von Wissen hat eine Qualitätsverschlechterung der Software über ihre Lebenszeit hinaus zur Folge, da diese Informationen bei Anpassungen und Weiterentwicklungen nicht zur Verfügung stehen. Die Situation lässt sich mit dem Bau und der Wartung eines Flugzeugs verdeutlichen. Niemand würde versuchen, ein Flugzeug zu warten, für das keine Bau- und Wartungspläne mehr zur Verfügung stehen. „Wenn es gelingt, innerhalb der nächsten Jahre die geeigneten Grundlagen für die Erstellung qualitativ hochwertiger, langfristig einsetzbarer Software bereitzustellen, würden wir nicht nur die hohen Investitionen in Software im Sinne von Nachhaltigkeit schützen, sondern auch im internationalen Vergleich eine Vorreiterrolle spielen“, so die Koordinatorin Prof. Ursula Goltz von der Technischen Universität Braunschweig.
Die Informatiker werden ab Anfang 2012 ihre Arbeit aufnehmen und in Deutschland und darüber hinaus vorhandene wissenschaftliche Expertise zu besonders aktuellen oder sich gerade bildenden Forschungsgebieten vernetzen. Eine weitere Kernaufgabe ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Die 13 neuen Schwerpunktprogramme wurden aus insgesamt 57 eingereichten Konzepten ausgewählt. Für sie stehen im ersten Förderjahr 23,9 Millionen Euro und in der ersten Förderperiode, die über drei Jahre geht, insgesamt gut 70 Millionen Euro zur Verfügung. Die Schwerpunktprogramme der DFG arbeiten in der Regel sechs Jahre. Mit den nun bewilligten 13 Einrichtungen fördert die DFG ab 2012 insgesamt 80 Schwerpunktprogramme.