Gründungsmitglied und zweimaliger Dekan der KIT-Fakultät für Informatik verstorben
Das Karlsruher Institut für Technologie, die KIT-Fakultät für Informatik und
das Institut für Theoretische Informatik trauern um
Professor em. Dr. rer. nat. Peter Deussen
der am 27. Dezember 2019 im Alter von 84 Jahren verstorben ist.
Mit Professor Peter Deussen verlieren wir einen hochgeschätzten Kollegen und herausragenden Wissenschaftler, der den Aufbau der 1972 gegründeten Fakultät für Informatik an der Universität Karlsruhe (TH), dem heutigen Karlsruher Institut für Technologie (KIT), maßgeblich mitgeprägt hat.
Peter Deussen studierte Mathematik und Nachrichtentechnik an der Technischen Hochschule München. 1960 begann er seine Promotion an der Universität Mainz bei Prof. Dr. Friedrich L. Bauer, mit dem er 1963 nach München zurückkehrte. Nach Abschluss der Promotion 1965 und der Habilitation 1969 wurde er 1972 als Professor in die Gründungsriege der Fakultät für Informatik nach Karlsruhe berufen und gestaltete so die damals noch junge Disziplin Informatik und ihre neue institutionelle Heimat an der Universität Karlsruhe entscheidend mit. Zweimal – 1975 bis 1977 und 1983 bis 1985 – führte er die Fakultät als Dekan, sogar dreimal wirkte er als Prodekan an der Entwicklung der Fakultät mit.
In Forschung und Lehre lag sein Hauptschwerpunkt auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, insbesondere im Bereich von Deduktionssystemen (d.h. der Automatisierung logischen Schließens) und Expertensystemen. Im Bereich der Deduktionssysteme forschte er auch zu Anwendungen im Bereich verlässlicher Systeme, nämlich der Programmverifikation mittels Theorembeweisern und der Modellprüfung (Model Checking). 1985 holte Deussen den Sonderforschungsbereich 314 „Künstliche Intelligenz – Wissensbasierte Systeme“ an die Universität Karlsruhe, in dem sich insgesamt vier Universitäten und Forschungseinrichtungen der Erforschung der Informatik-Grundlagen der KI widmeten. Neben Deussens Deduktions- und Expertensystemen waren darunter Themen wie Robotik, Bildverstehen und natürlichsprachliche Systeme. Ein solcher standortübergreifender Verbund – heute als SFB Transregio bekannt und viel genutzt – war zu dieser Zeit noch nicht etabliert, und seine Einrichtung war sicherlich auch Peter Deussens interdisziplinären und universitätsübergreifendem Denken zu verdanken.
Überhaupt war ihm der Austausch zwischen verschiedenen Fachgebieten eine Herzensangelegenheit. „Deussen hat seine fachliche Kompetenz stets offen gehalten für andere Disziplinen und hat unterschiedliche Denkweisen zueinander gebracht“, betonte Professor Dr. Bernd Thum während des Festkolloquiums anlässlich Deussens Abschiedsvorlesung im Jahr 2005.
So begleitete er 1989 von Anfang an den Aufbau des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, dessen Ansatz, künstlerische Konzepte mit zukunftsweisenden Technologien zusammenzuführen, seinem interdisziplinären Denken entsprach. Anfang der 90er Jahre entstand unter seiner Federführung der „Virtuelle Hochschulverbund Karlsruhe“ sowie die so genannte Notebook University, deren Leitung er zwei Jahre lang zusammen mit Professor Dr. Wilfried Juling inne hatte. Beide Projekte hatten zum Ziel, Studierende an digitale Lernformen heranzuführen. Von 1989 bis 2003 war Deussen Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) und 2006 wurde er für drei Jahre in den Aufsichtsrat der Karlshochschule (damals noch Merkur Internationale Fachhochschule Karlsruhe) berufen. 2007 war er Mitbegründer der Begabtenstiftung Informatik, die besonders begabte Informatikstudierende des KIT unterstützt.
Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Angehörigen und Freunden. Wir werden sein Andenken stets in Ehren halten.