KIT erhält Alexander von Humboldt-Professur für IT-Spitzenforscher
Höchstdotierter Forschungspreis Deutschlands für Informatik-Experten André Platzer
Jeden Tag rasen 40.000 Züge auf dem Schienennetz der Bahn quer durch Deutschland. Allein über das Rollfeld des Frankfurter Flughafens rollen täglich fast 600 Passagiermaschinen. Geregelt werden diese Verkehrsströme im Wesentlichen von Computern. Die Interaktion zwischen Computer- und Kommunikationssystem und den Fahr- oder Flugzeugen muss dabei reibungslos erfolgen. André Platzer forscht daran, solche Computer-Assistenzsysteme extrem sicher zu machen. Der Experte für theoretische Informatik kommt jetzt als Humboldt-Professor für Künstliche Intelligenz ans KIT.
„Das KIT forscht an Zukunftstechnologien, insbesondere in den Feldern Energie, Mobilität und Information und gerade auch an deren Schnittstellen. Cyber-physische Systeme, die Software mit mechanischen und elektronischen Bauteilen zusammenführen – etwa im Verkehr oder in der Robotik – haben dabei große Bedeutung. Dass wir mit Professor André Platzer einen weltweit anerkannten Experten und internationalen Spitzenforscher auf diesem Gebiet für das KIT gewinnen konnten, ist ein Schub für unsere Forschung“, sagt der Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka.
Komplexe Systeme steuern und kontrollieren
Diese Cyber-physischen Systeme (CPS), in denen mechanische Komponenten über Netzwerke und moderne Informationstechnik miteinander verbunden sind, ermöglichen die Steuerung und die Kontrolle von komplexen Systemen und Infrastrukturen. Informatik-Experte Platzer untersucht, wie durch Logik und Programmierung gewährleistet werden kann, dass die Computer- und Kommunikationssysteme mit der physischen Bewegung fehlerfrei zusammenwirken. Denn nur wenn das gelingt, arbeiten die CPS optimal zeitsparend, sicher und effizient.
Platzer hat die logischen Grundlagen für das OpenSource-Werkzeug KeYmaera X entwickelt, das in der Community Anwendung findet. Es ermöglicht, Beweise für Korrektheit eines Systems zu liefern. Bei staatlichen und industriellen Kollaborationen hat diese angewandte Grundlagenforschung von Platzer die Sicherheit von CPS in Schienen- und Flugverkehr und medizinischer Robotik entscheidend verbessert.
Am KIT nimmt André Platzer die Alexander-von-Humboldt Professur zu Logic of Autonomous Dynamical Systems an und wird das neue Institute for Reliability of Autonomous Dynamical Systems leiten, um Synergien zu anderen Anwendungsfeldern von verlässlichen CPS zu schließen. Der Experte für theoretische Informatik lehrt seit 2008 an der Carnegie Mellon University (Pittsburgh, USA). Seine Dissertation wurde mit dem ACM Doctoral Dissertation Honorable Mention Award ausgezeichnet. Schon 2009/2010 galt er laut Popular Science Magazine bzw. IEEE Intelligent Systems als einer der zehn besten Nachwuchswissenschaftler im KI-Bereich.
Zur Person
André Platzer wurde im Fach Informatik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg 2008 promoviert. Direkt im Anschluss wurde er als Assistant Professor ans renommierte Informatikinstitut der Carnegie Mellon University, Pittsburgh, USA, berufen, an dem er seitdem tätig ist, und wo er 2014 zum Associate Professor und 2020 zum Full Professor ernannt wurde. 2015 war er Gastprofessor an der Cornell University, Ithaca, USA. 2019 forschte er als Humboldt-Stipendiat und DFG Mercator-Fellow an der Technischen Universität München.
Über die Alexander von Humboldt-Professur
Die Alexander von Humboldt-Professur, Deutschlands höchstdotierter internationaler Forschungspreis, ist mit jeweils bis zu fünf Millionen Euro ausgestattet. Mit ihr zeichnet die Alexander von Humboldt-Stiftung weltweit führende und bisher im Ausland tätige Forscherinnen und Forscher aller Disziplinen aus. Sie sollen langfristig zukunftsweisende Forschung an deutschen Hochschulen betreiben. Das Preisgeld ist für die ersten fünf Jahre Forschung in Deutschland bestimmt. Finanziert wird die Auszeichnung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Humboldt-Professur eröffnet deutschen Hochschulen die Chance, internationale Spitzenforscher und -forscherinnen zu gewinnen und ihr eigenes Profil im weltweiten Wettbewerb zu stärken. Mit dem Preis ist die Verpflichtung verbunden, den neuen Humboldt-Professoren und -Professorinnen eine langfristige Perspektive für ihre Forschungen in Deutschland zu bieten. Bis zum Jahr 2024 stehen zusätzliche Fördergelder für Humboldt-Professuren auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz bereit. Diese Humboldt-Professuren können sich auch mit gesellschaftlichen, rechtlichen oder ethischen Aspekten der Künstlichen Intelligenz beschäftigen.“
Insgesamt wurden in der aktuellen Runde 10 Humboldt-Professoren ausgewählt.